
Die Fährfahrt von Santa Cruz nach Isabela dauert etwa zwei Stunden. Die Fähre beherbergt bis zu 35 Personen mit Gepäck – und ist damit eher am unteren Ende des Größenspektrums. Dafür ist die Motorleistung stabil und wir sind verdammt zügig unterwegs. Das ist gut. Aber ein eher kleines Boot mit hoher Geschwindigkeit gepaart mit Wellen ist keine besonders schöne Mischung. Jedenfalls für mich nicht, man schanzt über jede Welle und platscht wieder ins Wasser. Die Überfahrt ist also mit viel Geruckel und ordentlich Achterbahnfeeling verbunden.
Und was die ersten 15 Minuten noch ganz witzig scheint, macht mir bald darauf gar nicht mehr so viel Spaß. Ich würde behaupten, ich hab‘ schon entspannter ausgesehen. Ben hat dafür überhaupt keine Probleme mit seiner Seetauglichkeit. Jede Körpermitte hat eben ihre eigenen Schwachstellen.
Wir beenden die Fährfahrt ohne Zwischenfälle, legen kurz vor dem Hafen den Anker. Das restliche Stück wird mit einem Wassertaxi zurückgelegt. Wir kommen am winzigen Hafen von Isabela an. Das Wasser dort ist glasklar und zur Begrüßung kommt eine Robbe vorbeigeschwommen, die offensichtlich Spaß hat am Baden im flachen Hafenbecken. Wir lieben es jetzt schon hier.
Das kurze Stück zur neuen Unterkunft ist in nullkommanichts auch erledigt und wir können die schweren Rucksäcke erstmal wieder eine Woche liegen lassen. Willkommen im neuen Zuhause, direkt am Strand. Wir dürfen die kommende Woche mit Meeresrauschen einschlafen.





Isabela
Wir sind beide noch platt vom tauchen auf Santa Cruz und der Fährüberfahrt, der Tag war lang. Aber eine Runde durch das Örtchen Puerto Villamil müssen wir doch noch schlendern. Lust auf Kochen haben wir heute auch keine mehr, also gehen wir essen. Und obwohl es hier natürlich auch einige Restaurants gibt, in denen fast ausschließlich Nicht-Einwohner sitzen, wirkt die Insel deutlich weniger touristisch als Santa Cruz. Wir vermuten es liegt daran, dass man nicht direkt vom Festland nach Isabela fliegen kann.
Es gibt so gut wie keine der klassischen „Tourishops“, die immer alle dasselbe verkaufen. Man wird nicht auf der Straße von vier Personen gleichzeitig angesprochen, die einen alle vom jeweils eigenen Restaurant überzeugen möchten. Es ist günstiger als auf Santa Cruz und es ist deutlich ruhiger. Schon beim abendlichen Schlendern durch die Sträßchen sind wir ganz verliebt in die Insel.

















Warum die Insel so ruhig erscheint?
Isabela ist die größte Insel des Galápagos Archipels, sie nimmt knapp 60 % der gesamten Landmasse ein. Isabela ist damit etwa fünfmal so groß wie die Insel von der wir gerade kommen – und hat nicht mal ein Fünftel der Bevölkerung (~2.200 Personen leben hier auf Isabela).
Rein rechnerisch liegen hier auf dieser Insel bei weniger als einem Einwohner pro Quadratkilometer, das ist wirklich nicht viel. Aber die wenigen dauerhaften Inselbewohner versammeln sich zu 98 % im Örtchen Puerto Villamil, man kommt sich also doch nicht vor wie Robinson Crusoe.
Die ersten zwei Tage ist es kühl, windig und sehr bewölkt, also nur mittelmäßig gemütlich. Ist eben auch hier nicht die Hauptsaison. Macht aber nichts, wir haben einen Tisch im Zimmer und beschäftigen uns am Laptop. Offline jedenfalls, das Internet ist nicht besonders gut und bei Wolken quasi nicht vorhanden. Nervt zwar ein bisschen, hilft aber auch beim Entspannen.
Auf Isabela gibt es angeblich einen guten Tauchspot, den wir aber links liegen lassen. Nachdem wir auf Santa Cruz für insgesamt stolze 680 USD tauchen waren, machen wir auf Isabela Pause. Einen Schnorcheltrip hatten wir überlegt, aber auch den lassen wir sein. Eigentlich gibt es genug schöne Spots auf der Insel, für die man keine Tour braucht und Schnorchelzeug haben wir unser eigenes. Wetsuits wären zwar schön, aber auch das Geld sparen wir uns und hüpfen in unseren Badesachen ins kalte Wasser.
Endlich Sonne
Zugegeben, bis wir den Mut aufbringen ins Wasser zu springen, vergehen ein paar Tage. Bei 20 Grad und Wind zieht es einen gar nicht mal so sehr ins Meer. Aber wir haben Glück und bekommen in unserer Woche Aufenthalt immerhin 1,5 Tage richtig viel Sonne. Und die nutzen wir dann auch sofort!
In Concha Perla, einer kleinen Lagune, gehen wir also völlig umsonst schnorcheln und sehen gleich zu Beginn eine Schildkröte. Robben tummeln sich auf den Steinen ums Wasser und im Wasser sind wieder einmal jede Menge Fische, darunter auch mehrere große Papageifische, ein kleiner Schwarm Doktorfische und ein junger Adlerrochen, der ein Weilchen neben uns herschwimmt.
Auf dem Weg zum Schnorchelspot, der durch einen Mangroven Wald führt, sehen wir immer wieder Robben auf den Stegen liegen. Und bei der Plattform über dem Wasser wird gerade ein Robbenjunges gesäugt. Einfach so, mitten auf dem Weg. Verrückt!
Nachdem wir also einen halben Tag der insgesamt 1,5 Sonnentage mit Schnorcheln verbracht haben, wird der nächste -volle- Tag einfach nur faul in der Sonne gefläzt. Einen kompletten Tag lang Sonne tanken hat richtig gut getan. Die letzten Wochen haben wir tatsächlich wenig davon gesehen und umso mehr genießen wir es jetzt nur in Badesachen am leeren Strand vor unserer Unterkunft zu liegen.
Eine Unterhaltung, die exakt so stattgefunden hat an unserem Strandnachmittag
Ben: Meinst du ich kann hier ein Loch graben?
Ich: Ja klar, warum nicht?
Ben: Also eines, in das ich mich reinsetzen kann? Ein großes Loch?
Ich: Ja, ich denke schon. Was soll schon passieren?
Ben: Ok, dann hab‘ ich jetzt meine Tagesaufgabe gefunden!
Das Resultat dieser Tagesaufgabe hat für viel Spaß und Sand in der Hose gesorgt. In so einem Sandloch sitzt es sich außerdem erstaunlich gut. Kurz hatte Ben sogar die Geschäftsidee, das Loch im Sand zu vermieten.





Wildlife
Neben all den Fischen und Robben sehen wir hier auch haufenweise Iguanas. „Haufenweise“ nicht nur, weil wir viele davon sehen, sondern auch weil sie oftmals wirklich auf einem Haufen beieinander liegen.
Sie liegen dabei vorwiegend am Strand und auf Wegen in der Nähe des Wassers. In der Nähe des Wassers deshalb, weil sie dort fressen. Sie ernähren sich vorwiegend von Algen, die auf den Steinen wachsen und knabbern diese ab. Die Meerechsen hier sind übrigens die einzigen Echsen weltweit, die tauchen können.
Die Iguanas hier auf Isabela gehören außerdem zu den größten des Galápagos Archipels. Und so sehen sie auch aus. Große Exemplare können über einen Meter lang werden und bei guter Futterlage bis zu 12 kg auf die Waage bringen. Das ist ganz schön viel.
Und weil eine bis 2017 unentdeckte Unterart aussieht wie ein Kinomonster, hat sie den sehr passenden biologischen Namen Amblyrhynchus cristatus godzilla erhalten.




Einen Tag verbringen wir mit einer Radtour und machen dabei mehrere Stops. Wir besuchen als erstes ein Aufzuchtcenter für Riesenschildkröten.
Hauptaufgabe der Centren ist es sicherzustellen, dass die kleinen Schildkröten auch zu großen Schildkröten werden. In freier Wildbahn schafft es -laut unserem Guide- nur eine aus 200 Schildkröten bis ins Erwachsenenalter. Denn erst mit rund 6 Jahren ist der Panzer so ausgehärtet, dass er wirklich Schutz gegen Feinde bietet.




Wir besuchen noch einen kleinen Teich in der Nähe des Schildkrötencenters und beobachten Flamingos. Viel zu beobachten gibt es aber nicht, denn die rosafarbenen Freunde schlafen (wenn auch in gewöhnungsbedürftiger Haltung mit Knoten im Hals).

Der nächste Stop ist die Tränenmauer, „Muro de las Lagrimas“. Das ist eine Mauer aus Vulkangestein, die zwischen 1945 und 1959 von Insassen einer Gefängnisanstalt erbaut wurde. Von Hand. Einen Zweck hatte die 25 m hohe Mauer nie, außer eine (bösartige) Beschäftigung für die Insassen zu sein. Woher der Name kommt, ist also auch klar.
Die Galápagos Inseln sind zwar vor allem für ihre atemberaubende Flora und Fauna bekannt, wurden früher aber auch geschätzt um Gefängnisinsassen abzuschieben – denn fliehen ist quasi unmöglich.



Der nächste Aussichtspunkt ist weniger trist und liegt überhalb der Tränenmauer auf ca. 700 m Höhe. Die Aussicht von dort oben ist wunderschön, man kann einen ewig langen Küstenstreifen bewundern und sieht einige weitere Inseln des Archipels.





Auf dem Rückweg vom Inselinneren in Richtung Strand finden wir einen schönen Abschnitt mit Surfern. Etwas abseits davon ist der Sand unberührt. Man sieht die Surfer noch und kann gleichzeitig die Tiere um sich herum beobachten. Drei Pelikane sitzen quasi vor unserer Nase im Wasser und jagen abwechselnd. Eine Robbe kommt auch vorbeigeschwommen.
Es ist schon relativ spät am Nachmittag, die Sonne zeigt sich, aber sie steht schon tief. Der Winkel macht das Licht perfekt, man kann sehen wie der Wind nicht nur die Wellen an Land treibt, sondern auch wie feine Wassertröpfchen nebelartig vom Wind um die Surfer geweht werden.
Wir sitzen eine ganze Weile dort im Sand und schauen. Und staunen. Und sind sprachlos und glücklich. Es ist schön hier.
Selbst wenn ich jetzt beim Schreiben an diesen Moment denke, hab‘ ich fast ein bisschen Gänsehaut, so schön war der Augenblick.
Ganz unromantisch haben wir natürlich auch versucht, das Licht und die Stimmung einzufangen. Aber selbst mit unseren extra für die Reise neu angeschafften Handys mit sehr guter Kamera lässt sich das natürlich nicht bewerkstelligen. Versucht haben wir es trotzdem, immerhin geben die Bilder eine Idee von dem Moment wieder und helfen hoffentlich der Erinnerung in 10 Jahren noch ausreichend auf die Sprünge.




Laura, du beschreibst wieder einzigartig euere Erlebnisse auf den Galapagosinseln 😍. Es muss unbeschreiblich schön sein und ich glaube, die Bilder wirst du immer in Erinnerung haben. Das sind Wunder der Natur, die ihr live beobachten und erleben konntet 👌. Und das gelingt nicht vielen. Wir aber können es miterleben durch deine mit Bildern super untermalte Erzählung. Das ist sagenhaft 😊