Baquerizo Moreno, San Cristobal – Galápagos Islands

04.07. – 11.07.2022

Montags geht es für uns von Isabela (ganz im Westen) nach San Cristobal (ganz im Osten). Es gibt keine direkte Fähre zwischen den beiden Inseln, alle Fährverbindungen laufen über Santa Cruz. Das heißt wir fahren früh morgens um 6 Uhr von Isabela nach Santa Cruz und nachmittags von Santa Cruz nach San Cristobal.
Insgesamt 4 Stunden auf den kleinen Fähren und ich freue mich schon kein bisschen. Das schöne an bescheidenen Erwartungshaltungen: sie werden meistens erfüllt oder es wird besser als gedacht. Und nach der letzten weniger schönen Fährfahrt sind die 4 Stunden diesmal (überraschenderweise) ein Klacks. Easy!

Am späten Nachmittag kommen wir auf San Cristobal an und es fällt direkt auf, dass hier wieder mehr los ist im Vergleich zu Isabela. San Cristobal hat wie Santa Cruz einen Flughafen, ist also direkt vom Festland erreichbar. Wir bleiben bei unserer These, dass diese beiden Inseln deshalb belebter sind. Und während wir die ersten 24 Stunden rätseln, ob uns das eventuell zuviele Menschen sind, wird uns ganz schnell klar, dass wir uns an den vielen Tieren gar nicht satt sehen können. San Cristobal hat nicht nur mehr Menschen, Trubel, Tauchshops und Cafés zu bieten – sondern auch jede Menge Robben.

Am Tag nach unserer Ankunft genießen wir erstmal, dass es hier Cafés gibt. Einen Iced Coffee zum Aufwachen für mich und einen Saft für Ben bitte. Dann wird geplant, was wir die nächsten Tage auf der Insel sehen wollen.

Playa Mann

Angeblich gibt es hier einen Strand ganz in der Nähe, der sehr schön sein soll. Die Sonne scheint (hinter vielen Wolken) und wir wollen uns das genauer ansehen. Der Strand ist in 10 Minuten zu Fuß erreichbar und der Knaller. Mit Robben am Strand liegen, logisch!
Man kann auch mit den Robben schnorcheln, wenn man möchte – aber die kurze Hose wird nur aus Trotz gegenüber der Sonne getragen, nicht weil es wirklich heiß wäre. Und so sind wir am ersten Tag noch nicht bereit ins kalte Wasser zu springen. Ich hab mir außerdem auf Isabela zum Abschluss noch eine Erkältung eingefangen und möchte die erstmal auskurieren. Macht aber nichts, auch vom Strand aus hat man beste Aussichten auf die Robben. Oftmals sogar näher, als einem spontan lieb wäre.

Baby Robbie beim Schnuppern ist ok

In der Nähe des Strands gibt es auch eine Art kleines geschichtliches und wissenschaftliches Museum zu den Galápagos Inseln.
Die ersten Tiere und Pflanzenarten kamen ziemlich zufällig hier an. Und es waren nur die von der robusten Sorte, die Inseln liegen rund 1.000km von der Küste des Festlands entfernt. Tier, die unfreiwillig auf Treibholz landeten oder Pflanzensamen, die angeschwemmt wurden, waren mehrere Tage (wenn nicht Wochen) unterwegs. Die Samen mussten also Salzwasser aushalten und die Tiere eine lange Zeit ohne Wasser und Nahrung auskommen. Die Tiere und Pflanzen haben sich an die Insel angepasst, als die ersten Echsen ankamen, gab es hier nichts außer Vulkangestein.

Aber wenn die Großen beim Kämpfen durch den Strand watschen, macht man doch ganz schnell Platz

Die Landechsen mussten also erfinderisch werden – heute sind die Galápagos Echsen die einzigen Echsen, die tauchen können. Dasselbe Prinzip gilt für die meisten Tiere hier. Wer hier ankam, blieb hier. Und musste sich anpassen, um zu überleben.
Viele (tausende) Jahre später werden die Galápagos den Grundstein für Darwin’s Evolutionstheorie legen. Durch die Abgeschiedenheit lassen sich Unterschiede zu Tieren in anderen Regionen klar feststellen – es gibt ähnliche Tiere, aber sie sind nie wirklich gleich. Sie sind immer angepasst an diese andere Welt auf dem Archipel, so weit weg von jedem anderen Leben.

Dadurch, dass die Inseln so wunderbar weit weg sind, wurden sie früher auch gerne genutzt um besonders kriminelle Gefägnisinsassen und Gefangene loszuwerden (siehe Tränenmauer auf Isabela). Aus den Augen aus dem Sinn, und Fluchtgefahr bestand auch nicht. Natürlich konnte man fliehen… aber spätestens die Entfernung zur nächsten Küste regelte den Rest.
Allerdings fanden auch Piraten die Lage ganz praktisch: nah genug am Festland, um spanische Schiffe mit wertvoller Fracht auf dem Weg zum spanischen Reich in der neuen Welt abzufangen. Und gleichzeitig weit genug weg, um problemos zu entschwinden nach dem Raubzug.

Lange war auch nicht klar, zu welchem Land die Inseln gehören. Viele haben versucht Ansprüche darauf zu erheben bis schließlich Ecuador „gewann“.
Die Inseln sollten seither mehrfach verpachtet werden an andere Länder zu unterschiedlichsten Zwecken. Viele Versuche wurden unternommen aber glücklicherweise kam keiner der Verträge jemals zum Abschluss. Es war ein langer Weg zum Inselparadies wie wir es heute kennen. Dafür wird heute -zum Glück- umso mehr Wert gelegt auf den Erhalt der Inseln und ihrer Einzigartigkeit.

Playa Punto Carola

Genug Geschichte, zurück zu den Tieren. Hinter dem Museum liegen Wanderwege zu Aussichtspunkten und Stränden. Die haben wir die folgenden Tage erkundet und wurden mit jeder Menge Aussichten belohnt.

Besonders schön fanden wir eine Bucht etwas im Hinterland, in der auf unserer ersten Tour einige Touristen mit Robben schnorchelten. Leider hatten wir unser Schnorchelzeug nicht dabei, sonst hätten wir wohl der Kälte getrotzt und wären wir auch schnorcheln gegangen.

Nachdem wir nicht schnorcheln gehen konnten, sind wir weiter auf den Holzpfaden spaziert, der Küste entlang. Ein Aussichtspunkt hat uns dabei besonders gefallen, dort haben wir Blaufußtölpel, Fregattvögel, Pelikane, Schildkröten, Robben und Fischschwärme über eine Stunde lang beobachtet. Bis die Sonne unterging, sind wir dort (in der Sonne!) gestanden und haben wieder mal gestaunt. Über die wunderschöne Natur. Über die Tiere. Über das Meer. Obwohl wir uns am Anfang ja nicht sicher waren mit der Insel, aber wir verlieben uns mehr und mehr.

360 Grad Tour um die Insel

Zu Beginn der Woche haben wir die Dive und Schnorchelshops abgetingelt und haben für freitags einen Schnorcheltrip gebucht, einmal um die komplette Insel drumherum. Kostet mit stolzen 160 USD fast genausoviel wie unsere vorherigen Tauchtrips, aber da wir nunmal schon hier sind… beißen wir in den teuren Apfel und freuen uns auf den bevorstehenden Ausflug.

Um 07.30 Uhr ist Treffpunkt am Hafen. Ersteinmal machen wir Strecke mit dem kleinen Boot. Es sind außer uns noch 8 weitere Touristen und 3 Crewmitglieder an Board. Der Captain, sein Sohn&Gehilfe und unser Guide. Unser Guide ist witzigerweise auch der Vermieter unserer Unterkunft.

Mit insgesamt 11 Personen ist das Boot voll besetzt, es ist also klein. Wir springen auf den Wellen, dass sich alle am Boot festklammern (außer der Crew, die sind das gewohnt). Einmal taucht der Rumpf in die Welle und trotz Abdeckung vorne schwappt das Wasser überall rein. Ich bekomme eine volle Ladung ab und bin pitschnass noch vor dem ersten Schnorcheln. Die trockenen Klamotten haben sich damit erledigt, aber nass wird es ja sowieso noch.

War nass
Holprige Angelegenheit

Der erste Stop ist in einer seichten Bucht mit ziemlich trübem Wasser. Man sieht keine 5 m weit. Aber wir sehen trotzdem mehrere Schildkröten, Papageifische und zwei Haie in der Bucht. Danach geht es zurück an Board, raus aus dem langen Wetsuit und auf zum nächsten Spot.

Auf dem Weg dorthin pausieren wir an kleinen Felsen, die aus dem Wasser ragen, um zu angeln. Theoretisch dürfen alle ihr Glück an der Angel versuchen, aber nur der Captain und sein Sohn wollen – mit Erfolg, sie fangen einen Wahoo für die Gruppe. Während wir beim nächsten Stop an einem entlegenen Strand aufwärmen, bereitet die Crew den Wahoo zu.

Angelspot

Der Strand ist traumhaft und bis auf unsere kleine Gruppe ist niemand da. Man erreicht den Strand nur mit dem Boot und wir sind schon seit rund 3 Stunden unterwegs. Gleich zu Beginn tauchen zwei Robben im Wasser auf, ganz nah. Ich friere noch vom letzten Schnorchelstop… aber das ist meine Gelegenheit, endlich mit Robben schwimmen! Gesagt getan, das Wasser ist glasklar und voll mit kleinen Fischschwärmen. Kaum im Wasser ist die Kälte also vergessen und das obwohl wir diesmal den Neoprenanzug gar nicht tragen.

Es dauert nicht lange, da werden die Robben neugierig. Wir nähern uns langsam an, beobachten die Robben über und unter Wasser. Logo hab ich als Kind Robben im Zoo schwimmen sehen – aber das hier ist was ganz anderes. Und eintausend Mal schöner.
Dann kommt eine der beiden Robben unter Wasser auf mich zugeschossen. Also, so richtig torpedomäßig kommt sie auf mich zu. Was ist da los? Was soll das? Ob sie rechtzeitig anhält? Kurz vor dem Aufprall dreht sie ab. Ich wusste zwar zuvor schon, dass die Seelöwen verspielt sind, aber ich hab mich trotzdem ganz schön erschreckt. Die Robbe scheint jedenfalls Spaß zu haben und wir (also die Robbe) wiederholt das Spiel noch zweimal. Da bin ich aber schon relaxter (immerhin vermute ich, dass sie wie beim ersten Mal rechtzeitig abdreht). Wow!

Mit Robben schnorcheln, check. Ich komme beim Verlassen des Wassers aus dem Grinsen kaum raus, Ben geht es ähnlich. Wir legen uns auf die schwarzen Vulkansteine, die am Strand liegen. Die sind nämlich schön warm. Sogar die Sonne zeigt sich gelegentlich.

Reality Check:
Glücklich nach dem Robbenschnorcheln und instant genervt von den Bremsen hier, die einen nach jedem Wochenende Wasserbesuch attackieren

Unser Guide klärt uns auf, dass die Robben mit denen wir gerade geschwommen sind (so wie im gesamten Rest des Archipels) zu den Seelöwen gehören. Ich dachte die ganze Zeit das wären Seehunde, weil ich angenommen habe Seelöwen wären noch größer. Falls ich irgendwo in den letzten beiden Beiträgen also von „Seehunden“ geschrieben habe, mea culpa. Sind alles Seelöwen.

Als wir wieder an Bord kommen nach gut einer Stunde gibt es den Wahoo. Ceviche, so frisch wie nie. Während ich ganz sicher weiß, dass ich mich zuhause wieder (deutlich) mehr vegan ernähren möchte, so sehr genieße ich gleichzeitig den frischen Fisch auf dem Boot. Das war ein hervorragender Ceviche, den die Crew zubereitet hat. Und frischer wird’s auch nicht.

Danach geht es weiter, beim nächsten Stop bleiben wir im Boot. Von dort aus beobachten Vögel an einer Steilwand. Zum ersten Mal sehen wir nicht nur die Blaufußtölpel, sondern auch die mit den roten Füßen und Nazcatölpel.
Früher fand ich Vögel wirklich langweilig, aber heute finde ich die ziemlich interessant. Muss am Alter liegen. Zumindest finde ich sie so interessant, dass ich sie gerne beobachte. Insbesondere die Boobies (nein, nicht was ihr denkt – so heißen die Tölpel im Englischen) haben auch noch richtig witzige Gesichter zu den bunten Füßen.

Kicker Rock aka. Roca León Dormido

Nach der Mittagspause im Boot geht es weiter nach Kicker Rock (auch Leon Dormido genannt). Das ist unser letzter Halt für heute. Kicker Rock ist ein riesiger Fels, der aus dem Wasser ragt. Viele Fische tummeln sich in diesem Bereich und auch Hammerhaie sind dort wohl häufiger zu beobachten. Ich mache mir nicht allzu viele Hoffnungen, aber würde mich natürlich riesig freuen, wenn wir Hammerhaie zu Gesicht bekommen.

Wir kommen an, bekommen eine kurze Instruktion und dann machen sich alle fertig. Unser Guide springt zuerst ins Wasser und kaum ist er drin, fängt er an zu rufen – wir sollen uns beeilen. „Hammerheads! Hammerheads!“
Es klingt ein bisschen, als wenn uns der Guide veräppelt und nur möchte, dass wir schnell ins Wasser kommen. Ich war trotzdem noch nie SO schnell im Neoprenanzug drin und raus aus dem Boot wie in diesem Moment.

Und der Guide hat uns nicht locken wollen, da sind sie wirklich! Jede Menge Hammerhaie ein paar Meter direkt unter uns, sicher an die 30 Tiere insgesamt. Damit haben Ben und ich wirklich nicht gerechnet. Völlig fasziniert schwimmen wir der Gruppe Haie an der Oberfläche hinterher, bis sie im Blau des Ozeans verschwinden. Wir haben aber Glück, sie schwimmen nicht weit und wir sehen sie mehrfach während des Schnorchelstops.

Hammerhaischule am Fuße von Kicker Rock

Kicker Rock hat außerdem einen großen Spalt an der Seite, durch den wir hindurch schwimmen. An den Steilwänden sind jede Menge Pflanzen und entsprechend viele Fische. Was über Wasser nur blanker Stein ist, ist unter Wasser eine bunte bewegte Wand.

Das Wasser hier draußen ist klar. Aber der Grund neben Kicker Rock ist so tief, dass wir ihn nicht mal erahnen konnten beim Schnorcheln. In der Felsspalte ist der Boden dafür aber nur ca. 25 m tief, so dass wir dort bis an den Grund sehen können. Unten schwimmt ein Adlerrochen vorbei und neben uns taucht eine Gruppe Schildkröten auf. Wir folgen ihnen bis ans Ende der Felsspalte und noch ein wenig weiter hinaus. Auf der anderen Seite angekommen, verabschieden wir uns von den 6 Schildkröten und das Boot sammelt uns wieder ein.

Völlig beseelt kommen wir um kurz nach 16 Uhr wieder am Hafen an. Was für ein abgefahren schöner Tag!

Playa Tijeretas

An unserem letzten Tag auf den Galápagos Inseln machen wir noch eine längere Wanderung zu einem einsamen Strand. Ziel für heute: nochmal mit Robben schwimmen und Ben möchte gerne eine Meerechse unter Wasser sehen, am liebsten natürlich auf der „Jagd“ nach Algen.

Dann mal los. Wir laufen zuerst zu einem hoch gelegenen Aussichtspunkt, dort beginnt die eigentliche Tour zum Strand. Über Geröll, Vulkangestein und Felsen geht es nach unten in Richtung Küste und Strand. Eine gute Stunde später sind wir dort. Außer uns nur eine handvoll anderer Leute.

Der Anfang

Wir sehen nur ganz am Anfang eine Robbe im Wasser, bis wir drin sind ist der Seelöwe aber schon weg. Auch sonst scheint hier robbenmäßig nicht ganz so viel los zu sein wie an den anderen Stellen, die wir bisher gesehen haben.
Stattdessen sind hier tatsächlich jede Menge Iguanas am Strand und schwimmen im Wasser. Das haben wir bisher nicht gesehen, wir haben sie immer nur beim Rumlungern an Land beobachten können.

Heute geht Ben’s Wunsch in Erfüllung. Kaum sind wir mit Schnorchelgear im Wasser, kommt ein Iguana vorbeigeschwommen. Wir müssen ihm nur noch folgen, easy. Und kaum haben wir die Verfolgung aufgenommen, taucht die Meerechse ab. Sie krallt sich an einem Stein fest (die Wellen und die Strömung sind hier recht stark) und sie fängt an, die Algen von den Steinen zu knabbern. So cool! Wir treiben eine ganze Weile in der Nähe und beobachten das Iguana beim Futtern bis uns zu kalt wird.

Danach liegen wir noch eine Weile am Strand beoachten das Treiben. Ein paar Robben liegen im Sand und dösen, aber keine schwimmt im Wasser. Dafür eben jede Menge Iguanas, die lassen sich hier hervorragend begutachten.

Erstmal davon schwimmen…
… bevor man sich wieder anschleichen kann

Als sich die Sonne verzieht, tun wir dasselbe. Wir wandern wieder zurück und überlegen noch in einer anderen Bucht zu schnorcheln, aber dann fängt es an zu nieseln. Damit wäre das auch geklärt. Der Tag war schön so wie er war und dabei belassen wir es. Zum Abschied gehen wir ausnahmsweise essen, direkt am Ufer mit Blick auf den Sonnenuntergang.

Da hätten wir schnorcheln können… aber die Aussicht alleine war schon ein Traum

Und dann ist es soweit, tags darauf geht es für uns wieder ans Festland. Wir fliegen von San Cristobal nach Guayaquil, das wirtschaftliche Zentrum Ecuador’s mit rund 2,6 Millionen Einwohnern. Zeit für Kontrastprogramm.

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