Siargao

Um 10 Uhr morgens kommen wir nach einer kurzen Nacht auf der Insel Siargao an. Unsere Unterkunft liegt in General Luna, der Haupt“stadt“ der Insel. Check-in ist normalerweise erst ab nachmittags, aber die Gastgeberin ist so lieb und hat das Zimmer schon fertig gemacht, so dass wir uns erst noch eine Runde ausruhen können. Überhaupt sind die Menschen auf den Philippinen sehr freundlich, das war uns schon in Cebu aufgefallen.
Natürlich trägt auch dazu bei, dass hier viel und gut englisch gesprochen wird – da kommt man gleich viel leichter ins Gespräch und die Unterhaltungen an sich sind auf einmal auch deutlich gehaltvoller. Me like!

Nachdem wir ein wenig am Laptop waren und der Rest des Tages an uns vorbeiplätschert, spazieren wir abends über die Straße und an der letzten Reihe von Buden zum Strand. Mein großes Ziel: schnorcheln! Ich finde ja, schnorcheln ist ein bisschen wie spazieren: 1) weit unterschätzt und 2) Balsam für Seele & Geist, weil tiefenentspannt.

Ebbe und Flut

Das Problem mit der Schnorchelei am ersten Abend ist nur… da ist kein Meer, sondern viel Sand – es ist Ebbe. Schade, daran haben wir überhaupt nicht gedacht. Also spazieren wir eben so eine ganze Weile am Strand entlang, finden jede Menge kleinere und größere Einsiedlerkrebse, beobachten die Locals am Strand und Kinder beim Spielen im flachen Wasser. Der Sonnenuntergang findet hinter den Palmen statt und zaubert eine magische Kulisse am Strand. I mean, viel geiler als Sonnenuntergänge am Meer geht ja kaum.

Kinderlachen und Sonnenuntergang

Danach schlappen wir noch über den Markt. Hier ist richtig was los und ich habe noch nie so große Fische zum Verkauf gesehen. Klar war ich schon auf Fischmärkten, aber 1,50m Fisch am Stück war mir irgendwie neu… Jede Menge Obst und Gemüse gibt es auch. Könnten wir in der Unterkunft kochen, dann hätte ich ja zu gerne ein bisschen was besorgt auf dem Markt.

Am nächsten Tag sind wir weitgehend am Laptop, gegen Abend düsen wir mit dem Trike (das philippinische Äquivalent zum thailändischen Tuk Tuk) zur Sunset Bridge. Warum die Sunset Bridge heißt wie sie heißt, ist mir allerdings ein Rätsel. Man sieht hier nämlich den Sonnenaufgang, aber eher weniger vom Untergang…
Anyway, auch hier ist wieder richtig was los. Jede Menge Touris wie wir, aber auch ganz viele Locals tummeln sich auf der Brücke. Es wird geskatet, gechillt, getrunken und Spaß gehabt. Wir treffen außerdem Nadine aus Speyer, also nur 20km von Bens alter Heimat entfernt. Nadine wohnt zwar auch nicht mehr da, aber trotzdem ein schöner Zufall, dass die beiden ursprünglich aus derselben Gegend kommen und man sich am anderen Ende der Welt über den Weg läuft. Die Welt ist eben doch ein Dorf.

Siargao Surfing

Am nächsten Morgen sind Ben und ich früh unterwegs, wir haben eine Surfstunde gebucht. Und damit wir nicht bei Ebbe auf Sand surfen, müssen wir eben auch zeitig raus aufs Wasser.
Mit unseren beiden Surflehrern Marmar und Taz machen wir zuerst ein paar Trockenübungen, bevor wir gute 20 Minuten mit dem Motorrad über diese wunderschöne Insel düsen. Erstmal raus aus General Luna sind wir nur noch umgeben von sattem grün und unendlich vielen Palmen. Es ist wirklich traumhaft hier.

Ich sitze auf dem Motorrad hinter Marmar. Auf dem Weg zum Strand erzählt er mir, dass auch Siargao ganz schön vom Taifun Odette getroffen wurde und noch immer dabei ist, sich zu erholen. Das ist für mich natürlich schwer greifbar, die Insel ist -immer noch bzw. wieder?- ein wirklich traumhafter Flecken Erde.
Die Insel hat sich verändert, sagt er. Auch der Tourismus macht ihm Sorgen. Natürlich lebt er davon, aber gleichzeitig fürchtet er auch, dass aus der gemütlichen Insel bald eine Stadt auf dem Wasser wird. Es ist ein etwas trauriges, aber auch schönes Gespräch, denn es gibt einen kleinen Einblick ins Leben der Einheimischen. Und wir möchten ja nicht nur die instagrammable Ecken sehen, sondern auch mehr über das echte Leben an anderen Orten erfahren.

Unser Ziel ist übrigens ein Strand mit anfängerfreundlichen Wellen zum Einstieg. Der Strand hat den schönen Namen „Secret Spot“ und wird genau so auch in Google Maps gefunden… also gar nicht mal mehr so geheimnisvoll, wie es klingt 🫠
Ein bisschen was ist los vor Ort, aber es ist trotzdem nicht zu voll zum Üben. Die Bucht ist wunderschön, glasklares Wasser, nicht zu tief, die Wellen nicht zu groß.

Bei den Trockenübungen zum Anfang wird uns noch gesagt, dass wir beim Surfen zurück zum Strand auf jeden Fall flach vom Brett fallen müssen – das Wasser ist nämlich nicht tief und am Boden sind Steine, kein Sand. Aha, klingt spannend. Beim vom Brett fallen also auf die Form achten… we will see.
Als wir die Bretter zum ersten Mal raus aufs Wasser bringen, wird auch klar warum: das Wasser ist gen Strand wirklich sehr flach (teilweise nur knietief) und die Steine spitz, die Füße habe ich mir schonmal ganz gut ramponiert. Daumen drücken, dass der Rest heile bleibt und wir es schaffen, immer nur flach zu fallen.

Turns out: die Angst davor, mir alle Knochen zu brechen, lässt mich wie eine Eins auf dem Brett stehen! Und dass ich tatsächlich -bis auf die erste- jede Welle stehe, macht schon Spaß.
Dafür kämpfe ich umso mehr beim Rauspaddeln, die Arme sind müde, die Beine sind müde, ich bin müde, und immer wieder werde ich doch von einer größeren Welle einfach vom Brett und wieder zurück gespült.
Immer erste Reaktion: Hände über den Kopf (während ich nichtmal sicher bin, ob ich kopfüber im Wasser hänge oder nicht) und hoffen, dass man keine Finne vom Brett abbekommt. Damn, wie kann Wasser nur so kraftvoll sein?!
Trinken muss ich heute im Übrigen auch nichts mehr, mein Wasserbedarf ist nach gut 4 Litern Salzwasser für heute wirklich mehr als gedeckt.

Wenn sich gerade zu viele Surfer für eine Welle bereit machen, wird immer mal wieder reingerufen, dass zuerst die Frauen oder die Männer dran sind. Das ist ziemlich cool, so wird es bei all den Anfängern erstens nicht zu voll und zweitens nicht zu gefährlich.

Nach einigen stabilen Surfgängen meinerseits werde ich übermütig und frage Marmar also, ob er mir nur noch sagen kann, wann ich paddeln soll für die Welle, aber ohne mich anzuschieben. Was dann passiert ist schlichtweg erbärmlich.
Marmar ruft ich soll paddeln, ich fange an richtig doll zu paddeln… und komme einfach überhaupt nicht vom Fleck. Die Welle zieht an mir vorbei, ich höre auf zu paddeln und Marmar lacht. Zurecht. Wir einigen uns darauf, dass ich paddle und er erstmal weiter hilft anzuschieben. Danke.
Meine Surfskills kann ich zwar definitiv noch ausbauen, aber trotzdem war heute sehr erfolgreich. Wird Zeit, dass ich mir ein Surfshirt kaufe, weil bin ja jetzt Teil der internationalen Surfszene 😂🤙

Kulturen kennenlernen

Beim Schlendern in General Luna (brauche ja ein Surfshirt) werden wir häufiger gefragt, ob wir ein Paar sind? Ja. Verheiratet? Nein. Wann haben wir denn vor zu heiraten? Öhm… Kinder? Nein. Wann haben wir vor Kinder zu bekommen? Ääähm…
Die Menschen hier sind nicht nur sehr sehr freundlich, sondern beizeiten auch sehr sehr neugierig. Einerseits war es natürlich seltsam, so direkte Fragen zu bekommen – vor allem, weil das zuhause die Tabufragen schlechthin sind (aus gutem Grund, wie ich finde). Auf der anderen Seite war es auch irgendwie nett, weil es wie aufrichtiges Interesse an einer anderen Kultur wirkte. Mindestens für Lacher auf allen Seiten hat es gesorgt.

Siargao – ein Traum von einer Insel

Nachdem in unserer Unterkunft nun schon mehrfach versucht wurde, uns einen deutlich teureren Scooter anzudrehen als der ausgeschriebene Preis, haben wir reichlich verhandelt und sind uns schlussendlich tags drauf auch einig geworden. War auch gut so, denn die Insel ist nicht nur am Ufer, sondern auch auf dem Festland atemberaubend schön.
Erster Stop: ein kleines Café, das uns von den Zimmernachbarn empfohlen wurde. Versteckt gelegen, sehr lecker und ein bisschen alternativ. Ben wird direkt zum Mencircle eingelagen, der am Nachmittag stattfindet.
Da wird mit dem Didgeridoo das dritte Auge in Schwingung versetzt und die Männer können außerdem über ihre Gefühle sprechen. Ok, das mit dem dritten Auge war mir auch etwas zu viel, aber die Idee mit dem Mencircle fand ich trotzdem ganz spannend (Ben auch 😉 ).

Lieb’s ja in seltsamen Momenten gefilmt zu werden.

Danach geht es weiter zur Coconut View. Basically ein Instagram Hotspot mit Aussicht auf abertausende Palmen so weit das Auge reicht… needless to say, es ist wunderschön. Natürlich machen wir auch Fotos dort, aber die Hitze vertreibt uns bald aus der prallen Sonne.

Nach so viel Sonnenschein düsen wir weiter zum Strand, Cloud 9. Ebenfalls ein Insta Traum, aber auch zum Schnorcheln wunderschön. Für Touristen kostet der Spaß natürlich Eintritt, aber wat willste machen. Wenn wir schonmal hier sind, wollen wir uns die Highlights der Insel auch nicht wegen ein paar Pesos entgehen lassen.

Über den Boardwalk laufen wir erstmal ein Stückchen raus aufs Meer und bestaunen das klare Wasser, die Aussicht und genießen das Meeresrauschen.
Logisch, dass ich hier jetzt ins Wasser muss! Hab mein Schnorchelzeug zwar im Zimmer vergessen, aber mindestens baden muss drin sein. Also kurz in der tragbaren Umkleide aka. Strandtuch umgezogen, alles in die Wetbag und ab ins kühle Nass.

Das Wasser ist -obwohl etwa 100m weit draußen- nur etwas mehr als knietief und wir versuchen im Wasser zu planken, um uns die Beine nicht an den Steinen anzuschlagen. Das funktioniert eine Weile ganz gut, bis wir in eine Strömung kommen… und die geht direkt raus ins offene Meer.
Das Wasser ist zwar niedrig, aber die Strömung hat es in sich und zieht mich von jetzt auf gleich ziemlich zügig davon – einfach aufstehen ist auch leichter gesagt als getan. Beim Versuch mich mit den Händen an den Steinen zu halten, schneide ich mir daher erstmal schön die Pfoten auf.
So ist das eben als Bürotiger in der wilden Natur. Immerhin habe ich ein bisschen Blut verloren, der Ausflug zum Strand zählt daher als Abenteuertag. ✅

Achtung, unwissende Touristen im Restaurant

Abends treffen wir uns mit Nadine, die wir zwei Tage zuvor an der Sunset Bridge kennengelernt haben. In Siargao ziemlich direkt neben unserer Unterkunft gibt es ein veganes Restaurant, das klassische philippinische Gerichte als plant-based Variante kreiert. Wir waren schon einmal dort und es war unfassbar lecker, heute Abend also gleich der zweite Versuch.

Wir bestellen uns alles zum Teilen und wie beim letzten Mal ist alles schon wieder richtig gut. Ben und ich fragen nach einem Kochkurs und angeblich ginge das im Lokal in Manila… wir werden unser Glück also in ein paar Tagen in der Hauptstadt versuchen.
Wir sitzen noch eine Weile bis nach Ladenschluss, bis uns irgendwann der Kellner die Rechnung bringt. Darauf steht ein kleines Fläschchen mit einer trüben Flüssigkeit.
Wir sind uns noch unsicher, was es ist. Da das Restaurant aber nicht nur vegan, sondern auch sehr healthy ist (und keinen Alkohol serviert), gehen wir per Schubladenprinzip davon aus, dass das ein Ingwer Health Shot sein muss. Klar, weil was auch sonst?!
Nadine versucht also durch die kleine Öffnung das Fläschchen in unsere drei Wassergläser aufzuteilen, da kommt aber kaum was raus. Sie schraubt daher den Deckel komplett ab und verteilt jetzt auf die Gläser. Ein bisschen komisch ist es ja, dass wir keine Gläser dazubekommen haben und dass der Ausguss auch nicht wirklich zum Ausschenken geeignet ist… aber hier wird außerdem auf Müllvermeidung geachtet, weniger Geschirr zu nutzen, ist also sicher auch eine clevere Sache.
Chin chin, wir stoßen an, trinken – und verziehen die Gesichter. Ganz schön sauer, dieser Ingwershot! Erst mit ein bisschen überlegen und Rückfrage beim Personal wird klar, dass wir gerade einfach naturtrüben Essig (zum Würzen der Speisen) auf ex getrunken haben. Auch die Kellnerin lacht herzhaft mit uns… upsi.

Da wir nur zwei Wochen für die Philippinen eingeplant haben (dumm!), sind unsere Stops hier leider eher kurz gehalten. Bleibt für den Abend also nur noch übrig, unsere Sachen wieder zu packen – morgen geht es schon direkt weiter. Leyte, here we come!

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