Máncora, Peru

Nach unserem Aufenthalt in Guayaquil ging es mit dem Bus weiter nach Peru. Dort gibt es einen relativ kurzen Küstenabschnitt, an dem es warm ist im ansonsten kalten Südamerika (ist eben die kalte Jahreszeit aktuell). Und mitten in diesem warmen Bereich liegt unser Ziel: Máncora.

Die Busfahrt von Ecuador nach Peru hat eher 10 Stunden statt der angekündigten 8 gedauert, aber wir haben es uns auf der Fahrt gemütlich gemacht. Außerdem sind die Überlandbusse in Südamerika ziemlich bequem und man hat reichlich Platz. Quasi Businessclass Comfort von Fluglinien, aber eben deutlich günstiger und direkt am Boden.

Der Grenzübergang hatte zwar ewig gedauert, war aber dafür unspektakulär. Einmal in die Schlange stehen um aus Ecuador auszureisen. Du bist staatenlos. Und dann nochmal Schlange stehen, um nach Peru einzureisen. Easy, aber dauert nunmal eine Weile wenn man mit einem vollbesetzten Bus mit rund 70 Leuten anreist. Damit sind auch die 2 Stunden Abweichung vom Fahrplan geklärt.

Die Fahrt hat sich aber gelohnt, als wir am frühen Abend in Máncora in Peru ankommen, werden wir (grade so noch) von der Sonne begrüßt. Die Luft ist lauwarm und wir finden es instant prima. Klar, nach einer gefühlten Ewigkeit mit nur Wolken und nie direkter Sonne tut das wirklich gut. Das „Busterminal“ in Máncora ist nicht zu vergleichen mit dem Terminal in Ecuador. Zugegeben, Guayaquil war mit 2,6 Mio. Einwohnern auch ein kleines bisschen größer als Máncora mit seinen 10.000 Einwohnern.
In Máncora ist das Terminal eine ganz normale Bushaltestelle an der Straße, an der eben auch Reisebusse anhalten. Von dort aus legen wir den letzten Kilometer bis zu unserer neuen Bleibe mit dem Tuktuk zurück. Ist ein bisschen eng mit 2 Menschen und 4 Rucksäcken auf der Rückbank, aber TukTuk Fahren macht eben trotzdem immer Spaß.

Gleich sind wir da!

Kurz darauf kommen wir also in unserer neuen Bleibe für die nächsten 3 Nächte an, willkommen im Casa Máncora Guesthouse. Der Name ist eher unkreativ, aber unser Gastgeber Luis ist ein wahrer Goldschatz und wir fühlen uns direkt zuhause. Es gibt ungefähr 10 Gästezimmer, 4 davon im oberen Stock mit einer kleinen Brüstung mit Blick in den Innenhof. Unser Zimmer ist nicht besonders groß, aber das wesentliche ist drin und wir haben ein eigenes Bad für 15€ die Nacht. Cherry on top: das hier ist nicht nur die günstigste Unterkunft, die wir auf unserer gesamten Reise hatten, sondern auch noch die sauberste! Keinerlei fremde Behaarung – weder im Bett, noch in der Dusche. Ich bin schon voll im Glück – für 15€ die Nacht war ich auf andere Umstände vorbereitet, auch wenn die Bewertungen des Hostels alle sehr gut waren. Weiterer Pluspunkt: das Internet ist stabil und leistungsstark und wir haben es nur etwa 500m bis zum Sandstrand. Die Internetrezensionen hatten allesamt Recht, die Casa Máncora ist ein verstecktes Juwel!

Nachdem wir am nächsten Tag den Strand besucht haben und ein bisschen durch Máncora spaziert sind, kommen wir heim zu Luis und verlängern direkt nochmal ein paar Nächte. Es gefällt uns hier so gut, da wollen wir glatt etwas länger als nur diese 3 Nächte bleiben.

In unserer ersten Woche in Máncora passiert nicht allzu viel. Morgens und Vormittags sitzen wir am Laptop und arbeiten an kleineren Projekten und überlegen uns weiterhin nebenher was wir nach unserer Reise anstellen wollen. Ein paar Ideen werden entwickelt, getestet, verworfen, und dann machen wir weiter mit anderen Ideen.

Nachmittags geht’s ab an den Strand. In der Sonne lässt es sich gut aushalten, es hat hier ziemlich konstant um die 26/27 °C. Am Strand bläst eine schöne Meeresbrise und so lässt es sich auch ohne Schatten gut liegen im weichen Sand. Selbstredend urdeutsch mit LSF50 eingecremt. Sonne is‘ ja schön, aber safety first und so.

Nachdem die erste Woche also sehr entspannt und warm und schön war -und wir immer noch überhaupt gar keine Ahnung haben, wohin wir als nächstes wollen- verlängern wir nochmal eine Woche in der Casa Máncora. Wir rotieren am Anfang ein bisschen durch die Zimmer mit unseren ungeplanten Verlängerungen, aber nach rund 10 Tagen haben wir das Zimmer für unseren Aufenthalt gefunden, da wird auch nicht mehr gewechselt.

Und „unsere Crew“ für den Rest des Aufenthalts haben wir auch schon gefunden. Im oberen Stock gibt es entlang der Brüstung insgesamt 5 Zimmer:
Im ersten wechseln die Gäste, im zweiten sind Josh (USA) und Kathrin (Peru). Die zwei reisen gerade eine Weile gemeinsam und arbeiten währenddessen remote. Im Zimmer dahinter wohnt Irina (Russland), sie ist selbstständige Buchhalterin und reist so schon seit einigen Jahren durch die Welt. Dann kommt unser Zimmer und dahinter beginnt der Privatbereich von unserem Gastgeber, der wohnt nämlich auch vor Ort.
In unserer Multi-Kulti-Remotework-Gruppe aus dem ersten Stock sind wir eine feste Besatzung für schlussendlich mehr als 3 Wochen (ja wir haben mehrfach verlängert). Der Balkon bzw. die Brüstung vor den Zimmern wird quasi zum co-working space und die Truppe ist einfach richtig lustig.

Es lässt sich tatsächlich so gut aushalten hier, dass wir während unserer zweiten Woche beschließen hierzubleiben bis zum Ende unserer Reise. Máncora ist eigentlich ein Nest und es geht nicht viel – aber genau das gefällt uns gerade so gut. Es gibt nämlich dadurch auch überhaupt keinen Druck irgendwas entdecken zu „müssen“ (Urlauber in Mancora sind im Schnitt 2-4 Nächte vor Ort, nicht 2-4 Wochen).

Zu unserer Verteidigung: wir genießen zwar den gemütlichen Lifestyle in Máncora, aber abgesehen davon sind auch alle per Landstrecke erreichbaren Ziele kalt. In Südamerika ist eben nicht die warme Jahreszeit während wir unterwegs sind, aber wir haben nunmal auch keine Lust mehr auf 20 Grad und weniger. Wir wollen es jetzt muckelig warm haben, aber damit ist die Auswahl gleichzeitig eingeschränkt. Und zwar auf den oben erwähnten kurzen Küstenabschnitt im Norden Perus. The Rest vom Kontinent ist kalt, können wir auch nix dran ändern.
Wir hatten tatsächlich mehrfach überlegt nochmal in die Karibik zu fliegen. Die ABC Inseln vielleicht? Auf den Bildern sieht das traumhaft aus, aber nach etwas Recherche sind das wohl auch gerne die Partyinseln für die USA. Ok, ciao.
Dann nochmal nach Mexiko, nach Holbox – dort wo alles begann? Ein sehr schöner Gedanke, aber irgendwie finden wir es auch doof so direkt nochmal dieselben Orte zu besuchen.
Außerdem ist das mit dem Ortswechsel eine Budgetfrage – je länger man an einem Ort bleibt, desto günstiger ist es im Schnitt. Je häufiger man den Ort wechselt, desto mehr wird auch das Kässle beansprucht. Wir wägen ab und entscheiden uns gemäß der Physik: Trägheit der Masse, wir bleiben hier. Und schonen unsere Geldbeutel (immerhin ist es hier endlich so günstig wie wir uns das für die gesamte Reise ausgemalt hatten) und genießen die Sonne (immerhin ist es hier endlich so sonnig wie wir uns das für die gesamte Reise ausgemalt hatten).
Truth be told, es fällt uns irgendwann auch einfach kein gutes Argument ein, weshalb wir nicht bleiben sollten.

Das heißt wir konzentrieren uns vormittags auf unsere Onlineprojekte und Zukunftsplanung, und nachmittags auf Strandbesuche und den weltbesten Kuchen. Obwohl Máncora ja eher klein ist, haben wir ein Café gefunden indem wir ab seiner Entdeckung fast täglich sind. Der Espresso ist hervorragend und verdammt stark. Aber noch besser sind die Kuchen, ganz konkret: der Tiramisukuchen und der Karottenkuchen. Wenn ich dem Paradies einen Geschmack zuordnen müsste, einer der beiden Kuchen würd’s werden.

Was gab es sonst erwähnenswertes? Wir haben neben unserem Stamm-Café noch unseren Stammitaliener gefunden. Ebenfalls mit kreativem Namen, El Italiano. Das Gute daran war das Gute darin, der Chef dort ist nämlich aus Rom. Und genauso schmeckt auch die Pizza. Wir waren in unseren 4 Wochen mehrfach hier essen, immer dieselben zwei Pizzen. Und so banal es klingt, aber genau das ist schön. Bei so vielen neuen Eindrücken auf der Reise und Entscheidungen, die zu treffen sind und waren und noch sein werden, ist es schön irgendwo einfach mal nicht überlegen zu müssen. „Das gleiche wie immer“ ist unsere kleine Insel der Ruhe.

Unser Stamm-Fitti hatten wir auch gefunden. (Ok, gibt auch nur eins hier.) Der grummelig guckende Trainer vor Ort hat uns nach drei Wochen regelmäßiger Besuche sogar ein Lächeln geschenkt. Es sind die kleinen Dinge im Leben.
Aber kurz vor meinem finalen Durchbruch mit den Klimmzügen erwischt es uns – schon wieder krank! Angefangen hat es harmlos mit Halskratzen bei mir, aber Ben hat das zu einer stattlichen Erkältung kultiviert und da hab ich mich dann auch nochmal bedient. Immerhin ein erstes Mal für uns: gemeinsam krank. Normalerweise liegen wir nacheinander flach, diesmal konnten wir gemeinsam leiden. Yay!
Wir haben uns mit der Serie Better Call Saul und Ibuprofen ganz gut über Wasser gehalten. Und immer wenn die Ibu kickt, geht’s ab zur Apotheke. Ferndiagnostik via Whatsapp (Danke Mama!!) und dann vor Ort versuchen auf spanisch zu beschreiben, was man braucht.
Das war auf unserer Reise meistens mit etwas Spannung verbunden, ob das wirklich die richtigen Medikamente waren, die man bekommt. Vor allem seit mir in Tulum Babywipes statt Nasenspray gereicht wurden. Das hat aber bis auf den einen Fauxpas in Mexiko doch ganz gut funktioniert.
Nach über drei Tagen im Bett mit Gliederschmerzen reicht es dann auch endlich. Ich glaub ich hab‘ mir den Hinterkopf plattgelegen in der Zeit. Langsam aber sicher geht es wieder mehr in die Senkrechte.

Kurz bevor es uns erwischt hat, haben wir unsere Rückflüge gebucht. Das Datum steht jetzt also offiziell fest. Aus „irgendwann Mitte August kommen wir wieder“ wurde „am 15. August fliegen wir nach Hause“. Es ist ein verrücktes Gefühl so richtig sicher zu wissen, dass die Reise dann tatsächlich bald ihr Ende findet. Es war zwar von Anfang an klar, aber mit einem konkreten Datum ändert sich das Feeling schon irgendwie und man wird doch ein bisschen wehmütig.
Immerhin fliegen wir in bekannte Gefilde. Nach langer Recherche wie wir von wo einigermaßen erschwinglich heimfliegen können, finden wir unsere Route: mit dem Bus nach Tumbes, von dort nach Lima mit dem Flieger, dann hoch nach Cancún und von dort wieder mit Condor ab nach Hause. Easy, die Rückreise beinhaltet nur eine Busfahrt, zwei Übernachtungen und drei Flüge.

Nach den langen Tagen im Bett muss ich aber gestehen, dass ich die Schnauze voll habe. Ich kann das kleine Zimmer nicht mehr sehen, ich muss raus sonst droht der ganz große Lagerkoller (das Zimmer kann natürlich nichts dafür). Und während Ben und ich gemeinsam abwechselnd die Decke oder die neue Serie anstarren und jetzt auch unser Abreisedatum kennen, wächst die Vorfreude auf zuhause von Tag zu Tag.

Nachdem wir endlich wieder rauskönnen, genießen wir den Strand die letzten Tage nochmal so gut es geht und saugen jeden Sonnenstrahl körperlich und mental auf.

Die vier Wochen in Máncora waren sehr schön, entschleunigend und haben einiges an Klarheit gebracht wie es zuhause weitergehen soll. Und seitdem wir das konkrete Rückreisedatum kennen, ist die Vorfreude auf zuhause so groß geworden, dass wir jetzt bereit sind nach Hause zu gehen.

Die Verabschiedung von unserem Host Luis und unserer russisch-peruanisch-amerikanischen Remote-Crew tut aber nochmal weh, bevor es dann in den Bus nach Tumbes geht. Es war schön euch kennenzulernen!

2 Antworten auf “Máncora, Peru”

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s