
Ihr erinnert euch wie ich im letzten Beitrag angekündigt habe, dass wir nach Ecuador in die Sonne fliegen? Ja… about that…
Adrenalinhaltige Anreise
Erstmal war die Anreise ganz schön spannend. Bisher hatten wir nie eine Ausreise für die besuchten Länder vorweisen müssen. Wir haben das für Ecuador also genauso gehandhabt. Hinflug und fertig, wird schon reichen wie beim Rest.
Kaum am winzigen Flughafen angekommen um gegen 3 Uhr nachts (ja, wir haben gerade einen Lauf mit speziellen Nächten), spazieren wir also fröhlich an den Schalter für den Check-In. Abflug 04.50 Uhr.
Vorlaufzeit haben wir nur wenig, die Besitzerin der letzten Unterkunft (300m vom Flughafen) meinte der Airport ist so klein, das geht alles ratzfatz. Also man braucht auf gar keinen Fall die normalen 3 Stunden vor internationalem Abflug vor Ort zu sein. Cool, das bedeutet etwas länger schlafen! Spoiler: Das mache ich nie wieder.
Check-In Fail Numero Uno, wir müssen außer den Pässen noch ein Gesundheitsformular vorweisen. Das haben wir am Abend zuvor zwar ausgefüllt, Ben findet es aber nicht auf seinem Handy. Damit wir -trotz der Uhrzeit- die Schlange nicht aufhalten, müssen wir den Schalter räumen.
Kaum haben wir den Schalter verlassen, findet Ben das Formular. Wir stehen an der Seite und ich frage eine Angestellte, ob wir direkt wieder zum Schalter dürfen – wir standen schließlich schonmal in der langen Schlange und den Abflug schaffen wir eher nicht, wenn wir nochmal ganz ans Ende müssen. Wir dürfen vor und mein Puls beruhigt sich wieder.
Wir landen beim gleichen Schalter. Happy, jetzt alles zu haben. Kaum sind die Formulare kontrolliert, fragt uns der Herr am Schalter wann wir ausreisen. Öh, keine Ahnung. Wir bleiben vermutlich ca. 8 Wochen, sagen wir ins Blaue. Nein nein, er braucht ein konkretes Ausreisedatum und den Beleg dafür. Andernfalls kann er uns nicht fliegen lassen. Noch 1,5h bis zum Abflug. Das darf doch nicht wahr sein!
Wir räumen ein zweites Mal den Schalter, stellen uns an die Seite und suchen hektisch nach einer einigermaßen günstigen Ausreise. Klar, ’nen Flug buchen wäre einfach gewesen – aber die sind eben sehr teuer und in meinem eingeschwäbelten Kopf nicht mit unserem Reisebudget vereinbar. Wir hätten unser Budget natürlich auch strecken können, aber wofür haben wir uns eine Ausgabengrenze gesetzt, wenn wir sie nicht einhalten?
Ich bin nervös, wir müssen noch einchecken, durch die Sicherheitskontrolle und zum Gate. Und so winzig wie angekündigt ist der Flughafen überhaupt nicht. Und die Zeit läuft nicht zu unseren Gunsten.
Ben ist der Retter des Tages und findet eine passende Busreise vom Süden Ecuador’s in den Norden Peru’s. Kostet nur 50€ pro Nase – buchen! Er gibt alles ein, das sind mehrere Seiten am Handybildschirm und entsprechend fisselig. Jetzt nur noch speichern und ab dafür! Er speichert, gibt seine PayPal Daten ein und… alles ist weg! Grrr. Und nochmal. 5 Minuten in den falschen Momenten fühlen sich an wie eine Ewigkeit. Er gibt wieder alles ein, diesmal klappt es. Jetzt brauchen wir nur noch eine Buchungsbestätigung (in der Hoffnung die Website war legitim) und können ein drittes Mal an den Schalter.
Ich frage wieder, ob wir die Schlange überspringen dürfen. Wir waren schon am Schalter und hatten ein Problem. Das haben wir jetzt gelöst – bitte bitte bitte, unser Flieger geht mittlerweile schon in einer Stunde.
Wir dürfen nochmal vor, diesmal landen wir an einem anderen Schalter. Es wird wie davor alles abgeprüft, die Busreise überzeugt nur mittelmäßig (wir haben nur eine Rechnung mit den wichtigsten Daten, die Buchungsbestätigung kommt erst einen Tag später) – aber wir werden gefühlt nicht ganz so streng beäugt wie beim ersten Schalter und dürfen unser Gepäck diesmal aufgeben. Wir werden verabschiedet mit „Beeilt euch, euer Flieger geht schon ganz bald! Ihr rennt besser zum Gate!“
Wir sprinten nicht allzu lange, da stehen wir schon wieder still: in einer ewigen Schlange für die Sicherheitskontrolle. Es gibt genau ein Band. Warum?! Nach einer halben Stunde in der Schlange sind wir dran, passieren die Sicherheitskontrolle und rennen zum Gate, geschafft. Sogar kurz bevor das Boarding beginnt. So weit, so gut.


Die Einreise nach Ecuador ist dann unspektakulär. Am Flughafen in Ecuador scheint die Sonne und wir nehmen ein Taxi, um in die Hauptstadt Quito zu fahren (ca. 45 Minuten). Der Taxifahrer erzählt ein bisschen mit uns und sagt außerdem, dass es gerade Proteste der indigenen Bevölkerung gibt. Auslöser wären wohl die hohen Spritpreise. Ok, zur Kenntnis genommen.
Nieselregen und Proteste… Welcome to Quito!
Im Hotel angekommen werden wir freundlich empfangen, man zeigt uns unser Zimmer. Quito liegt auf knapp 3.000m Höhe. Stuttgart gerade mal auf 300m. Das merke ich direkt wieder beim Treppen steigen. Wir müssen nur in den zweiten Stock, aber mein Herz schlägt schon wieder deutlich stärker als ich das von zuhause gewohnt bin.





Und das beste an der ganzen Sache: es ist (überwiegend) diesig und kalt! Yes, genauso haben wir uns das vorgestellt – nicht. Aus dem Wetter kommen wir doch gerade und wollten eigentlich in die Sonne. Haben uns leider nur die Klimatabelle für Ecuador im gesamten angesehen, das sah besser aus als speziell in der hochgelegenen Hauptstadt. Lasst euch also nicht von den Fotos täuschen – wir haben natürlich meistens dann (viel) fotografiert, wenn sich gerade die Sonne gezeigt hat und das Licht gut war.
Stabiler Fail, dafür haben wir wieder was gelernt. Den gesamten Mittag verbringen wir gemütlich im Zimmer, machen Siesta und chillen einfach ein bisschen. Die Nacht war kurz genug.
Als wir am späten Nachmittag das Hotel verlassen wollen, kommt uns ein Angestellter nachgerannt und fragt, ob wir Bescheid wüssten. Äh, nö? Wegen der Proteste der indigenen Bevölkerung (hatte der Taxifahrer ja schon erwähnt)… Wir sollen dringend aufpassen, das kann gewalttätig werden. Es kann sein, dass Dinge nach uns geworfen würden oder dass man ausgeraubt wird. Und wir haben Glück, unser Hotel liegt genau am Rand der historischen Altstadt – also genau dort wo so richtig protestiert wird, hier liegen nämlich die Regierungsgebäude. Träumchen! Mit diesen Worten verlassen wir also das Hotel und spazieren los in Richtung Altstadt zu einem Hare Krishna Tempel, da ist nämlich ein veganes Restaurant drin. Needless to say, ich fühle mich richtig wohl während wir so spazieren. Mit einem Auge schaue ich immer um uns herum, was und wer gerade da ist. Dann nur noch einmal die Rotlichtstraße entlang und wir sind auch schon da. Das waren lange 15 Minuten zum Restaurant.


Belohnt werden wir immerhin mit einem leckeren Menü für 3 Dollar (yep, in Ecuador zahlt man mit USD). Auf dem Weg zurück zum Hotel machen wir noch einen Halt um Kuchen mitzunehmen und informieren uns dann erstmal genauer über die Lage im Land.
Turns out, die Proteste haben nur wenige Tage vor unserer Ankunft begonnen und sind bis Ende Juni vorausgesagt. Am Tag vor unserer Ankunft wurde der Anführer der Bewegung verhaftet, das hat die Lage natürlich deutlich angeheizt. Spitzen Timing.
Wir wollten eigentlich durch das Landesinnere weiter in Richtung Süden reisen und von dort vermutlich auf die Galapagos Inseln fliegen. Aber die Straßen werden von der indigenen Bevölkerung verbarrikadiert, man kommt einfach nicht durch. Hmn.


Birthday Boy
Am Samstag, Ben’s Geburtstag, lassen wir uns die Laune aber nicht verderben. Er bekommt erstmal sein Geburtagsvideo gezeigt mit all seinen Liebsten, die ihm gratulieren. Auch das Hotel hat im Frühstücksraum Luftballons für ihn aufgehängt, spielt Happy Birthday von Stevie Wonder und er bekommt ein Geburtstagsmuffin serviert. Er freut sich riesig. So kann man seinen Geburtstag starten. ♡


Danach geht’s weiter zu einer 4 Stündigen „free“ Walking Tour durch Quito. Die ist zwar sehr interessant, aber ca. 2 Stunden zu lang. Ich weiß nicht, wann angefangen wurde diese Walking Touren so unfassbar lange aufzubauen. Ich erinnere mich an Zeiten, da waren die 1,5 Stunden maximal. Und das war gut so – da waren die wichtigsten Fakten drin in einer Zeitspanne, in der man sich auch richtig konzentrieren konnte. Aber spätestens nach 2 Stunden lässt die Konzentration einfach nach ohne Pause.





Nach der Walking Tour geht’s für uns in eine kleine Bäckerei zur Stärkung und dann zurück zum Hotel. Später ist Ben eingeladen ins Kino und zum Essen gehen. Während wir so im Hotel sitzen und gerade etwas ausspannen, kommt einer der Angestellten zu uns – die Regierung hat soeben eine Ausgangssperre verhängt. Nachts ist es jetzt zu gefährlich auf den Straßen, die Proteste werden rauer. Es ist zwischenzeitlich schon spät am Nachmittag, es gibt also nur die Möglichkeit jetzt sofort Essen zu gehen und danach ins Kino. Hunger haben wir aber beide überhaupt nicht, und so entscheiden wir schweren Herzens den Abend im Hotel zu verbringen und die Weiterreise zu planen. Das ist zwar nicht weiter schlimm, mit heißer Dusche und Heizlüfter lässt es sich sehr wohl in dem hübschen Zimmer aushalten, aber eigentlich war Ben’s Geburtstag ganz anders geplant.
Dafür planen wir sehr produktiv unsere Weiterreise. Für den Montag sind weitere Verhandlungen angesetzt. Also eigentlich Forderungen, keine Verhandlungen. Die Vereinigung der indigenen Bevölkerung erwartet, dass sämtliche Forderungen erfüllt werden ohne Kompromisse – ansonsten wird weiter demonstriert. Montag Früh soll es soweit sein, die Regierung verkündet was sie entschieden hat (und das wird vermutlich kein 100% Entgegenkommen sein). Das könnte nochmal unangenehm werden.
Wir entscheiden also am Montag (d.h. in zwei Tagen), sehr früh von Quito direkt auf die Galapagos Inseln zu fliegen. Wir werden jeweils eine Woche auf 3 (von insgesamt 4) bewohnten Inseln verbringen anstatt erst durchs Landesinnere zu reisen. Geht ja sowieso nicht. Und von den Inseln werden wir in den Süden Ecuador’s fliegen und skippen damit die belagerten Landrouten.
Sonntags gibt es dann nicht mehr viel zu tun, die Weiterreise ist geklärt, das Frühstück dank verschimmeltem Brot vorzeitig beendet und es ist Zeit Kino und Ben’s Geburtstagsessen (er will Sushi) nachzuholen.
Wir fahren also mit dem Taxi in den Norden der Stadt in eine Mall (die Stadt dehnt sich auf ca. 30km aus und hat rund 3 Mio. Einwohner). Dort gibt es Kino, Sushi Laden und Bankautomat. Alles in einem Stop erledigt. Wir schauen uns den neuen Top Gun mit Tom Cruise an (auf englisch) und essen danach jede Menge Sushi.





Der Tag war schon näher an der Vorstellung für Ben’s Geburtstag und ziemlich zufrieden fahren wir zurück ins Hotel. Morgen früh um 06.30 Uhr kommt das Taxi zum Flughafen und dann fliegen wir – diesmal wirklich – der Sonne entgegen und ins Paradies.
Ujuijuijui 😀 da habt ihr jede Menge Erfahrungen gesammelt wie es sich liest. Das war Abenteuer pur. All inklusiv.
Und am Flughafen, oh je, da waren Nerven wie Drahtseile gefragt 😂😂
Laura, du hast wieder mal die richtigen Worte gefunden um uns mit auf eure Reise zu nehmen und mitzufiebern 😳
Ich jedenfalls hab deine Erzählungen wieder sehr genossen (ihr zumindest direkt vor Ort wahrscheinlich eher nicht 🤭) und freu mich riesig auf die Fortsetzung 😍😉
hallo Laura, meinte grade bin live dabei – so toll geschrieben – you are the best !!!