Semuc Champey

29.04. – 07.05.2022

Achtung: in diesem Blogbeitrag sind Fotos von Krabbeltieren enthalten.
Wer das nicht ansehen mag/kann (Grüße an meine Mama), bitte überspringen.

Nach Flores geht es für uns weiter nach Semuc Champey, einem Nationalpark mitten im guatemaltekischen Dschungel. Eine unfassbar schöne Welt aus 1001 Grüntönen.

Wir hatten uns 2019 schon im Amazonas in diese ursprüngliche Welt verliebt und freuen uns riesig auf den Dschungelaufenthalt. Wir haben als Unterkunft ein einfaches Hostel gebucht, das nur wenige Minuten vom Eingang des Parks liegt – ideal für den nächsten Tag, um den Nationalpark zu erkunden.

Brüllaffen klingen nur angsteinflößend, sind aber Vegetarier und eigentlich ganz süß. Insiderwissen: Ihr Gebrüll wurde zur Vertonung von Jurrasic Park genutzt, das war kein echter T

Ben geht es aber leider schon bei der Abreise aus Flores nicht besonders gut und der Reisetag selbst dauert leider schon von 7 -20 Uhr insgesamt. Den nächsten Tag machen wir also ganz entspannt, damit Ben sich ausruhen kann.

Richtig viel Platz im Bus nach Semuc Champey
Fähre ohne Schnickschnack

Und mit entspannt meine ich wirklich entspannt. Unsere Unterkunft hat kein Wifi, mit dem normalen Mobilnetz (wir haben ja neue SIM Karten) ist auch nichts zu holen. Strom gibt es nur von 18.30 – 22.30 Uhr jeden Tag. Ganz zu schweigen vom simplen Zimmer ohne Fliegengitter und der fehlenden Ventilatoren – es ist durchgehend schwül heiß. Das heißt wir können die letzten heruntergeladenen Folgen Breaking Bad anschauen, versuchen beim Lesen nicht zu sehr zu schwitzen und ansonsten wird gekniffelt. Und sonst gar nichts.

Unser 9qm Königreich zum Nichtstun

Es gibt eigentlich noch einen Pool, der ist aber komplett grün. Und zwar so grün, dass das eigentlich nicht am Flusswasser liegen kann, das den Pool speist. Das sieht aus wie ein umgekippter Tümpel. So viel also zu einer Runde planschen.

Ben geht es am Tag drauf noch nicht besser, wir machen also nochmal nichts. Und den Tag drauf auch nichts. Wir buchen eine vierte Nacht im Nichts und sogar der Hostelmensch wirkt überrascht, dass wir noch eine Nacht länger bleiben. Ich glaube wir sind die ersten Gäste, die jemals länger als zwei Nächte bleiben. Ich weiß warum.

Warum wir nicht früher abgereist sind? Erstens: Weil die Anreise zu unserer Unterkunft knapp eine Stunde auf der Ladefläche eines Trucks verbracht wird. Auf Schotterpisten, so dass wir beinahe Fliegen lernen beim Fahren durch die vielen Schlaglöcher. „Schnell mal“ das Hostel wechseln ist nicht. Und wenn man krank ist, macht so eine Fahrt keinen Spaß.

Auf dem Weg in den Dschungel.
Da haben wir noch (etwas verkniffen) gelacht.

Zweitens: Weil unser Timing phänomenal ist. Wir sind über das 1. Mai Wochenende hier, das ist auch in Guatemala ein Feiertag. Bedeutet also, die Guatemalteken sind genauso unterwegs um was zu erleben. Alles ausgebucht, yay. Und wir möchten natürlich nicht zu weit weg vom Parkeingang, deshalb sind wir schließlich hier – um in den Park zu gehen. Bis zuletzt hatten wir die Hoffnung, Ben geht es bald besser.

Immerhin haben wir Heribert Riesen-Heuschrecke, der in unserem Badezimmer wohnt und uns Gesellschaft leistet. Leider bleibt es aber nicht bei Heribert, auch Thekla schaut mal bei uns rein.

Und obwohl wir wissen, dass wir mitten im Dschungel sind und hier Getier gerne mal größer wird als zuhause im Schwabenländle, sind wir doch beide überrascht also die handgroße Spinne morgens im Zimmer sitzt. Nuja, wir sind bei ihr zuhause und nicht umgekehrt. Wir versuchen also die Gute mit unserer Tupperbox einzufangen und wieder an die frische Luft zu setzen, aber sie ist zu schnell und flitzt durch’s Zimmer. Wir holen letztendlich einen Angestellten, der allerdings sofort kurzen Prozess macht. Schade, so hatten wir uns das eigentlich nicht gedacht.

Aber trotz allem fühle ich mich den letzten Tag im Zimmer nicht mehr besonders wohl. Ich beäuge alles sehr genau.
Ist natürlich Quatsch, nur weil wir vorher keine Spinne gesehen haben, heißt ja nicht, dass keine da war. Und nur weil wir jetzt eine gesehen haben, heißt es nicht, dass nochmal eine kommt. Aber so ist das mit der Fantasie… Ihr könnt euch vorstellen, dass wir die letzte Nacht bei geschlossenen Fenstern (weil keine Fliegengitter) und zugedeckt bis zur Nasenspitze im Bett lagen. Ich schätze grob, dass in dieser Nacht 3-4 Liter Wasser durch meine Poren wegevaporiert sind.

Nach dem 1. Mai Wochenende werden wir aber endlich fündig bei einer Unterkunft, die wir gerne schon früher gebucht hätten. Zum Glück! Nach 4 Nächten und 3 Tagen absoluten Nichtstuns ziehen wir um in ein 3km entferntes Hostel. Die 3 km dauern übrigens knapp eine Dreiviertelstunde. Die Straßen sind eng, steil und von knietiefen Schlaglöchern durchzogen.

Wir kommen aber trotzdem an und unsere neue Unterkunft ist so viel schöner! Strom all day long und sogar gut funktionierendes Internet. Es gibt am Morgen die Möglichkeit an Yoga Klassen teilzunehmen. Das Essen ist rein vegetarisch und die Zimmer haben Fliegengitter. Wir bewohnen zwar wieder ein karges Zimmer aus Holzplanken mit Blechdach, aber eben ein 3 Sterne Holzplanken-Blechdach-Zimmer.

Ben ist auch wieder fit und direkt nach unserer Ankunft machen wir eine Kakao Tour durch den eigens angelegten Food Forest mit 20.000 Bäumen, der zum Hostel gehört. Wir lernen jede Menge über die Kakao Pflanze, ihre historische Bedeutung für die Maya und folgende Generationen sowie die (eigentlich ziemlich simple) Herstellung von Schokolade.

Und morgen besuchen wir endlich den Nationalpark. Endlich wieder Action, Bewegung, etwas unternehmen! Dachten wir jedenfalls, denn am gleichen Abend falle ich aus. Tagsüber war noch alles in Ordnung, aber die kalte Dusche abends zieht mir irgendwie den Stecker. Ich hab auf einmal Gliederschmerzen und will nur noch ins Bett. Wir besuchen den Nationalpark am nächsten Tag also natürlich nicht. Schon wieder verschieben – nervt. Aber gelobt sei Ibuprofen.
Wir verlängern unseren Aufenthalt um weitere zwei Nächte. So wurden aus ursprünglich drei Nächten im Dschungel ganz schnell acht. Manchmal kommt es eben anders als man denkt. Wenigstens haben wir keinen Zeitdruck.

Nachdem diesmal ich zwei Tage Schonzeit hatte, geht es also freitags endlich in den Nationalpark. Wir haben jetzt wirklich lange genug gewartet, zwischendurch hatten wir schon überlegt wieder abzureisen ohne den Park gesehen zu haben.

Das Warten hat sich aber absolut gelohnt. Unser Tag ist vollgepackt mit Adventure Stuff, wir fangen an mit den Caves.
Wir wandern ca. 500 m in pechschwarze (klar, kommt ja kein Licht rein) Höhlen. Mit dabei: Kerzen. Die machen aber deutlich weniger hell als man meint, nämlich gar nicht. Unser Guide hat aber eine Kopflampe, die tut den Job. Die Kerzen sind eigentlich nur für die Atmosphäre da, und der Trick funktioniert. Die vielen Kerzenlichter in der Höhle sehen ziemlich cool aus. Am Ende der 500 m dürfen wir eine kleine Klippe innerhalb der Höhle runterspringen bevor es wieder zurückgeht.

Draußen angekommen folgt eine kleine Wanderung zu einem Wasserfall. Der Wasserfall ist übrigens das Ende der Wasserterrassen. Diese münden in den Wasserfall und von dort in den Cahabon River.
Am Wasserfall haben wir noch einmal die Gelegenheit auf ein paar Sprünge aus 5 m bzw. 9 m. Ich hab mich für 5 m entschieden, Ben macht natürlich die 9 m. Manchmal frage ich mich wirklich, ob Ben eigentlich weiß was Angst ist. Oder ob er es einfach trotzdem macht. Anyway, ich bewundere ihn sehr dafür.

C‘est moi
C‘est Ben

Nach so viel Aufregung gibt’s erstmal Mittagessen bevor wir zur Aussichtsplattform wandern, von der aus man die Wasserterrassen bestaunen kann. Das bedeutet für uns nach einem kleinen Fußmarsch erstmal 30 Minuten steiler Aufstieg. Bei über 35 Grad. Ich schwitze überall, sogar an Stellen an denen man nie schwitzt. Am Schienbein zum Beispiel. Erstmal oben angekommen ist die Aussicht aber atemberaubend, im wahrsten Sinne.

Wir dürfen die Wasserterrassen aber nicht nur bestaunen, sondern auch darin baden. Das haben wir allerdings ganz ohne Handy genossen.

Zum krönenden Abschluss lassen wir uns noch -meist gemütliche- 1,5 Stunden den Fluss, in den die Wasserterrassen münden, bis zu unserem Hostel treiben.

Meist ruhig. Aber zwischendurch ist auch Europa Park Feeling dabei

Am Tag drauf verlassen wir die schwül-heiße grüne Welt. Der Dschungel ist ohne jede Frage unfassbar schön, aber wir freuen uns auch beide sehr auf Antigua: Stadt, Menschen und kühlere Temperaturen.

2 Antworten auf “Semuc Champey”

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s