Flores

Flores, Petén, 24.04.-29.04.

Die Shuttletransfers hier sind einfach anders als zuhause. Keine Belege, keine konkreten Infos, ganz nach dem Motto “es kommt schon irgendein Shuttle und hat dich dann schon auf dem Schirm.” Das kann eigentlich gar nicht funktionieren. Tut es aber.

Wir haben also im letzten Hostel in Belize ein Shuttle “gebucht”. Das bedeutet wir haben 20 USD gezahlt und die Info bekommen, das Shuttle kommt zwischen 14 und 15 Uhr. Das Shuttle kommt natürlich erst um 15.30 Uhr, die Uhren hier laufen anders.

Das Shuttle weiß auch erst überhaupt nichts von uns, lässt uns dann aber mit einsteigen und mitfahren. Passt wohl alles. Alright, dann also ab dafür nach Guatemala.

An der Grenze angekommen, steigen wir (und die anderen Reisenden) aus dem Shuttle aus und machen uns wieder zu Fuß auf über die Grenze. Auf der Guatemaltekischen Seite wartet dann wieder ein neuer Bus auf uns. Immerhin bekommen wir diesmal diese Hotel-All-Inclusive-Bändchen, damit der Transport auf der anderen Seite weiß, dass wir bezahlt haben. Das fühlt sich schonmal ziemlich official an.

Der Grenzübergang dauert ewig. Es sind zwar nur eine handvoll Leute vor uns dran, aber die Kontrolle und bezahlen und Pass stempeln dauert aus unerfindlichen Gründen sehr lange. Über Effizienzthemen möchte ich überhaupt nicht sprechen. Katastrophe. Aber gleichzeitig ist es auch schön zu sehen, dass nicht jede Uhr nach deutscher Zeit läuft.

Wir verlassen also offiziell Belize, 1. Stempel. Dann geht’s 100 Meter weiter ins nächste Gebäude. Jetzt betreten wir Guatemala, 2. Stempel. Wenn man das vom Schengen-Abkommen so gewohnt ist, einfach über europäische Grenzen zu fahren ohne dass es jemanden interessiert, ist das mit dem Ausreisen und Einreisen und den vielen Stempeln schon speziell. Aber auch hier: Schön, dass eben nicht alles ist wie zuhause. Deshalb sind wir schließlich hier. 

Damit ist der Admin für heute erledigt, jetzt ab zum nächsten Bus. Der wartet schon auf uns. Das Gepäck wird auf’s Dach geladen und dann steigen ca. 25 Passagiere zu. Der Bus ist randvoll. Belize war extrem flach, jetzt gewinnen wir also direkt Höhenmeter beim bergauf fahren.
Der Bus spürt die Höhenmeter, die vielen Mitfahrenden und die Schotterpiste wohl auch. Wir müssen mehrfach anhalten, damit der Motor abkühlen kann. Der Fahrer kippt jedesmal Kühlflüssigkeit nach. Irgendwann klappt er während der Fahrt einen Deckel neben sich hoch und werkelt mit einer Hand am Motor (?) rum und lenkt mit der anderen. Ok…

Was mich tatsächlich etwas beunruhigt sind allerdings die Geräusche, die der Bus beim Bremsen macht. Was tun? Richtig: Nichts.Und versuchen die Geräusche zu ignorieren. Halten kann man’s ja sowieso nicht – dann kann man wenigstens entspannen dabei. Die machen das hier schließlich so oft, wird schon irgendwie ok sein.

Ca. 19.30 Uhr sind wir am Zielort angekommen: Flores. Eine schönes Städtchen, mit einem Stadtteil, der nur über eine Brücke mit dem Festland verbunden auf einem großen See liegt. Wir kommen auf der Insel an.

Unsere Unterkunft liegt auf der gegenüberliegenden Seite des Sees. Natürlich ohne Brücke, aber dafür mit Boot-Shuttleservice von unserer Unterkunft.

Der Busfahrer ist so gut und ruft kurz bei unserer Unterkunft an um das Boot zu bestellen. Vom Busparkplatz bis zum anderen Ende der Insel, wo wir abgeholt werden, sind es nur rund 5 Minuten zu Fuß.

Wir haben den Tag über kaum was gegessen, haben also Hunger. Aber jetzt wollen wir zuerst die Rucksäcke loswerden. Angeschlossen an unser Hotel ist wohl auch ein Restaurant. Ben möchte Burger und träumt vor sich hin, vielleicht haben die ja sogar einen vegetarischen Burger vor Ort?
Ok, let’s be real. Vegetarische Burger in Belize waren Burgerbrötchen mit Salat ohne Patty. Hör bitte auf zu fantasieren und lass uns hoffen, dass überhaupt was vegetarisches auf der Karte steht – falls das Restaurant überhaupt noch offen hat. Denn unser Hotel liegt mitten im Nichts, keine Ahnung ob es da überhaupt Gäste für das Restaurant gibt.

Unser Boot kommt, ein kleines Holzboot mit Dach und Außenbordmotor. Kevin heißt unser Kapitän. 5 Minuten später sind wir schon auf der anderen Seite und im “Hotel” angekommen. Das Hotel besteht aus 5 kleinen, separaten Hütten – die Gästezimmer. Außerdem gibt es ein paar (genau genommen drei) Sitzgelegenheiten inkl. Tisch und Überdachung. Das Restaurant hat bis 21 Uhr geöffnet, es sitzen sogar an zwei Tischen noch Leute mit Essen. So weit, so gut. Und das Beste: sie haben einen veganen Burger auf der Karte! Ben und ich sind natürlich super happy, viel besser hätte der Abschluss des Tages kaum laufen können. Oder doch… denn der Burger schmeckt HERVORRAGEND. Die Pommes sind handgemacht und stehen dem Burger in Nichts nach.
Wir sind 5 Nächte hier, an 4 davon bestellen wir den Burger mit Pommes. Wir fallen in unserer ersten Nacht also direkt völlig beseelt ins Bett.

A Love Story.

Dann ein Tag nichtstun. Wir werden mit dem Boot auf die Insel gefahren und erkunden diese ein wenig. Erstmal in aller Ruhe frühstücken. Eine Stunde später haben wir so gut wie alles gesehen. Inklusive Umrundung und Zickzack mitten durch die Insel.
Dann spazieren wir noch über die Brücke auf’s Festland. Das Ziel ist eine Mall, wir wollen SIM Karten besorgen, um die kommenden Wochen nicht mehr jedem WIFI Signal hinterherzulaufen, wenn wir etwas nachsehen oder recherchieren möchten.
Mission accomplished: 12€ für 15 GB Datenvolumen für 30 Tage. Überragend! Bei meinem Prepaid Anbieter zuhause bekomme ich gerade mal 3 GB für 8€. (Für alle, die sich fragen ob sie das richtig gelesen haben: Yes, ich nutze eine Prepaid SIM Karte zuhause.)

Damit ist der Tag quasi sowieso schon rum, produktiv war’s auch. Dann wird noch ein bisschen rumgetrödelt und wir fahren wieder zurück zu unserer Unterkunft.

Tag 2 sieht relativ ähnlich aus, nur dass wir in einem anderen kleinen Café frühstücken und diesmal die Laptops dabei haben.
Nachmittags fahren wir noch an einen anderen Spot am See, wo man sich mit Seilen vom Ufer in den See schwingen kann. Wenn ich es mit einem Wort beschreiben müsste: majestätisch wäre meine Wahl. Also… fast.

Man erreicht den Spot zwar wieder nur per Boot, es lässt sich aber ziemlich gut aushalten dort: Man steht quasi mitten im Garten einer Familie, die die Besucher mit Snacks und Getränken versorgt. Win-win quasi. Zwei Britinnen, die wir noch aus der letzten Unterkunft in Belize kennen, leisten uns Gesellschaft. Es war ein rundum schöner Nachmittag mit viel Lachen und ein klein wenig Gekreische von uns Girls beim Springen.

Tarzan
„Jane“

Tag 3 bietet noch mehr Action: heute fahren wir nach Tikal, einer alten Maya Stadt. Um 3.30 Uhr in der Nacht klingelt der Wecker. Richtig eklig. Aber was soll’s, als guter Touri muss man da durch. Außerdem haben wir extra die “Sunrise Tour” gebucht, um der Hitze des Tages zu entgehen. Die Tour endet gegen 12.30 Uhr, also dann wenn es gerade anfängt richtig heiß zu werden.
Und wie der Name verrät, träumen wir (bzw. ich) natürlich insgeheim davon die Sonne vom Park aus über die alten Tempel und den Dschungel aufsteigen zu sehen.

Leider kleiner Denkfehler: die Sonne geht hier sehr früh auf, gegen 5 Uhr. Der Park öffnet seine Pforten aber erst um 6 Uhr. Richtig: Wir sehen den wundervollen Sonnenaufgang also… aus dem Bus. Aber wenigstens sind wir die ersten in der Schlange (gemeinsam mit den anderen aus unserem Bus) und haben am Anfang den Park ziemlich für uns.

Der Park ist riesig und man könnte einige Kilometer sammeln, um “alles” zu sehen. Was man sehen kann, sind nämlich nur 20% von Tikal. Die übrigen 80% sind verborgen unter der Erde. Der Park steht unter dem Schutz der Unesco und wird daher auch nicht wieder ausgegraben. Die Waldfläche, die abgeholzt werden müsste, ist ganz einfach nicht zu rechtfertigen.

Mit neuen Techniken konnte aber herausgefunden werden, dass rund 62.000 Gebäude unter der Erde verborgen liegen. Die geschätzte Zahl der damaligen Einwohner hat sich also von deutlich erhöht, heute geht man davon aus, dass in der Region um Tikal mind. 1 Million Menschen gelebt haben.

Der Park ist wirklich gigantisch. Nicht nur ob der schieren Größe, sondern auch wenn man sich überlegt wieviel Geschichte dort sowohl offen als auch begraben liegt. Immerhin haben sich die Maya rund 2.000 Jahre gehalten (800 BC – 900 AD).  Solche Orte lassen mich ehrfürchtig werden.  

Wer sich außerdem fragt, weshalb die Maya diesen Ort verlassen haben: Neben Rivalitäten mit angrenzenden Siedlungen hatten die Maya mit Überbevölkerung und Waldrodung zu kämpfen.
Denn um ihren wichtigsten Baustoff Kalkstein zu gewinnen, musste die 7-fache Menge an Holz aufgebracht werden (1 Tonne Kalkstein= 7 Tonnen Holz). 

Die Maya hatten also im Grunde dasselbe Problem wie wir heute: Ressourcenmangel, weil kein nachhaltiger Umgang gefunden wird.

Nach so viel Geschichte und Schwitzen den Tag über (es ist schon ab 10 Uhr extrem schwül) ist es um kurz nach 12 Uhr Zeit wieder nach Hause zu fahren.

Die verbleibenden 1,5 Tage in Flores haben wir mit Kniffel, Kaffee trinken und Seele baumeln lassen verbracht. Am Freitag geht es schon weiter nach Semuc Champey, einem Naturschutzgebiet im Dschungel.

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