Mérida

Mérida (18.03.-21.03.2022)

Während wir in Holbox erst einmal gedanklich und körperlich auf dem neuen Kontinent angekommen sind, haben wir wenig unternommen. Zeit das zu ändern, jetzt ist Programm angesagt. Wo sollte das besser gehen als in der Hauptstadt Yucatáns?

Gesagt getan, mit der Fähre von Holbox zurück ans Festland und mit dem ADO Bus in ca. 4 Stunden ab nach Mérida. Wir sind gegen 19.45 Uhr dort angekommen und sind die 20 Minuten vom Busterminal zu unserer Unterkunft gelaufen. Zum Glück! Auf dem Weg sind wir am Plaza Grande (ein zentraler Park, den man eigentlich in jeder Stadt im Zentrum vorfindet) vorbeikommen. Abends findet dort regelmäßig eine Lichtshow statt, die wir ganz zufällig auch miterleben durften. Ein schöner Start!

Am nächsten Tag ging’s dann direkt los mit dem Kulturprogramm – um 10 Uhr zur Free Walking Tour. Diese Walking Tours kann ich nur empfehlen, man lernt in relativ kurzer Zeit einiges über den neuen Aufenthaltsort. Und je nach dem wie gut man die Tour fand, kann das freiwillige Trinkgeld ausfallen. No risk und keine überhöhten Touristenpreise, da man selbst bestimmt wieviel man geben möchte.

Ein kleiner Auszug aus dem, was wir lernen durften: Mérida wurde 1542 gegründet auf den Ruinen einer alten Maya Stadt. 62% der Bewohner Yucatáns sind übrigens Nachfahren der Maya, und knapp die Hälfte dieser 62% spricht auch noch die Sprache der alten Maya. Während also Maya Stätten vorwiegend in Museen und Parks bewundert werden können, finden sich viele Maya und eine sehr lebendige Sprache noch immer in den Straßen Yucatáns.
Was sonst noch von den Mayas übrig geblieben ist: Hängematten! Das ist nämlich keine Erfindung der Touriläden, sondern tatsächlich eine althergebrachte Annehmlichkeit. Früher wurden diese Matten wie viele andere Textilien aus einer heimischen Pflanze (ähnlich wie Baumwolle) hergestellt, bevor Nylon auf den Markt kam.
In Mexiko ist es zudem wie in vielen anderen Ländern – der Großteil der Ureinwohner wurde im Rahmen der Kolonialisierung (16. Jh.) versklavt. 1922 kam (endlich) ein sehr progressiver Mensch in Yucatán an die Macht, sein Name Felipe Carrillo. In seinen zwei Jahren Amtszeit hat er eine Universität in Mérida errichtet, deren Fokusgruppen Frauen und Ureinwohner waren. Er hat außerdem dafür gesorgt, dass Frauen sich politisch beteiligen durften und sogar selbst Rollen in der Regierung erhielten. Die Sklaverei hat er kurzerhand verbannt. Und das Recht auf Scheidung hat er eingeführt (zum Vergleich, in Chile ist das erst seit 2004 erlaubt). Der Mann war aktiv!
Klingt zu schön um wahr zu sein? War es leider auch, die Oberschicht fand Stimmrechte für Frauen und keine kostenlosen Arbeitskräfte nicht gut. Nur zwei Jahre später war die Regierungszeit von Felipe Carrillo vorüber und viele der Errungenschaften wurden wieder revidiert.

Nach der Tour und soviel Input war ich erstmal platt, mich hat die Hitze in Mérida doch ziemlich mitgenommen. In Holbox war das Klima deutlich angenehmer, immer eine Brise Meerwind und wenn’s zu heiß war, sind wir nochmal schnell ins Meer gesprungen.
Es sei dazu gesagt: Ich habe normalerweise einen Temparaturwohlfühlbereich von 3°C. Und diese drei Grad liegen zwischen 22°C und 25°C. Drunter ist mir gerne mal kühl und drüber schnell zu warm. Mit gefühlten 39°C in Mérida könnt ihr euch also vorstellen, was los war…

Ab 17 Uhr war ich aber auch wieder klarer Gedanken fähig und man (= ich) konnte sich wieder vor die Tür und in den nicht-klimatisierten Bereichen bewegen. Nach der Tour und ausreichender Siesta sind wir abends also nochmal losgezogen, erst zu einem Food Market wo es vegane Burger für uns gab und danach zur Noche Mexicana.

Die Noche Mexicana findet in Mérida immer samstags von 20-23 Uhr statt, und wir hatten Glück unsere 3 Tage genau übers Wochenende dort zu verbringen. An diesem Abend werden Stände aufgebaut mit kleinen Attraktionen, Essen, Getränken und jeder Menge Souvenirs, Klamotten und Schmuck. Das Übliche.
Außerdem – und das ist der beste Teil – wird auf einer Hauptbühne für die musikalische Unterhaltung gesorgt. Wir kamen zwar erst gegen 22 Uhr beim Paseo de Montejo an, wo die Noche Mexicana abgehalten wird. Wir haben aber noch eine Solosängerin miterlebt und eine echte Mariachi Band. Das wäre zwar normalerweise nicht ganz meine Musik, war aber live in Mexiko der absolute Knaller und ein echtes Highlight auf unserer Reise.

Mérida bietet auch sonntags von 8 – 12.30 Uhr ein kostenloses Programm an: Die Biciruta. Dabei wird der Paseo de Montejo, eine Art Prachtstraße, für den Autoverkehr gesperrt und in dieser Zeit sind dort jede Menge Fahrräder unterwegs.
Wer früh dran ist, kann Fahrräder umsonst ergattern. Es gibt aber auch jede Menge Radverleiher entlang der Strecke, bei denen man für um die 30 Pesos (1,50€) die Stunde ein Rad ausleihen kann.

Wichtig: um ein Rad auszuleihen, muss man seinen Pass oder Ausweis als Pfand hinterlegen. Klassiker: Wir waren spät dran und hatten auch keine Ausweise dabei. Nochmal zurück ins Hotel und die Ausweise holen war also nicht wirklich eine Option. Klar. Das heißt wir sind die Prachtstraße zu Fuß abgelaufen. Ist zwar nicht ganz dasselbe, aber auch nicht weiter tragisch. Die Häuser und Bauten entlang des Paseo sind wunderschön und an den Straßenrändern sind wieder jede Menge Stände mit Essen, Souvenirs und Restaurants zu finden.
Wir haben also ganz pragmatisch am Wegesrand ein Bild auf Leinwand für zuhause gekauft. Auch logisch. Müssen wir ja nur noch die nächsten 4,5 Monate mit uns rumtragen. Der Künstler (Lobo) hat sich aber riesig gefreut und wollte unbedingt noch ein Bild mit uns und seinem Werk haben. Er meinte er freut sich, dass seine Werke auf der ganzen Welt verstreut sind. Auch wenn er wegen seiner Hunde Mexiko kaum verlässt, ist er auf diese Art trotzdem ein Weltenbummler.

Der Künstler, sein Kunstwerk und die neuen Besitzer

Nachdem die Biciruta um 12.30 Uhr vorbei war, haben wir uns erstmal ein schattiges Plätzchen gesucht: Die Casa T´HŌ. Das ist ein Concept House auf der angesprochenen Prachtstraße. T´HŌ war der Name der zerstörten Maya-Stadt, an deren Stelle heute Mérida steht.
Das Concept House besteht aus 10 kleinen Designer Boutiquen, deren Räumlichkeiten direkt ineinander übergehen und in deren Innenhof ein Café ist. Die Boutiquen und das Café sind super schick. Wir haben es uns also nicht nehmen lassen, einmal durch alle Boutiquen zu schlendern (und nichts zu kaufen) und haben uns anschließend eine Weile ins Café im Innenhof gesetzt. War sehr schön dort, und Bananenbrot können sie auch.

Wer einen Besuch in Mérida plant, dem kann ich neben der Noche Mexicana und der Biciruta die Casa T´HŌ wirklich empfehlen.
Die Noche Mexicana und die Biciruta fühlen sich sehr authentisch an und es sind viele Locals anwesend. Die Casa T´HŌ zieht eher ein gemischtes Publikum an, aber auch weniger Touristen als gedacht – von außen wirkt das Concept House unscheinbar. Ist aber definitiv einen Besuch wert.

Tage mit über 35 ° C fühlen sich irgendwie ewig an. Nachdem wir also nachmittags wieder im Zimmer ankamen, war nichts mehr zu holen. Sämtliche Energie aufgebraucht im Kampf gegen die Hitze. Den Rest des Tages haben wir im Zimmer mit veganen Takeaway Burgern verbracht und einen Netflix Film angeschaut. Unspektakulär und doch so schön. Manchmal sind es eben die einfachen Dinge.

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